Hintergrund
Das Donaumoos ist das größte Niedermoorgebiet Süddeutschlands, in dem erst vor ca. 200 Jahren durch die Absenkung des Grundwasserstandes eine landwirtschaftliche Nutzung möglich wurde. Die Entwässerung führt durch Luftzutritt zum oxidativen Torfabbau und in der Folge zur Vernässung der Flächen sowie zur Zunahme der Hochwassergefahr. Durch eine Erhöhung des Grünlandanteiles kann der Torfschwund minimiert werden. Mit der Wisenthaltung wird eien Form der Grünlandnutzung erprobt. Gleichzeitig soll damit auf betrieblicher und regionaler Ebene zusätzlich Wertschöpfung erzielt werden.
Das Donaumoos ist mit einer Fläche von 180 km² das größte Niedermoorgebiet Süddeutschlands. Es liegt im Städtedreieck Neuburg a.d. Donau, Ingolstadt und Schrobenhausen. Im Gegensatz zu anderen Niedermooren wurde es aufgrund der lokalen politischen Gegebenheiten erst relativ spät erschlossen und war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein weitgehend unzugänglicher Sumpf. Erst die Anlage von 470 km Entwässerungsgräben und die gezielte Düngung mit den dem Moorboden fehlenden Nährstoffen machten die Besiedlung sowie eine landwirtschaftliche Nutzung möglich.
Derzeit werden etwa 70 % der landwirtschaftlichen Fläche ackerbaulich genutzt. Hauptfrucht ist die Kartoffel. Die Absenkung des Grundwasserstandes verursacht nicht nur eine physikalische Moorsackung sondern führt durch Zutritt von Sauerstoff zur Oxidation des organischen Torfkörpers. Mit CO2 und NOx-Verbindungen werden dabei in erheblichem Maße klimarelevante Gase freigesetzt. Über ackerbaulich genutzten Flächen, wo keine geschlossene Pflanzendecke vorhanden ist, wird der trockene, lose Boden leicht vom Wind abgetragen. Physikalische Prozesse, Oxidation und die Winderosion tragen insgesamt dazu bei, dass im Durchschnitt jährlich zwischen 1 und 2 cm des Bodens verloren gehen. Im Verlauf der 200-jährigen Nutzungsgeschichte des Donaumooses summierte sich der Torfverlust so auf über 3 m. Gleichzeitig nahm aufgrund der geologischen und topographischen Besonderheiten des Naturraumes mit dem Torfschwund die Überflutungsgefahr deutlich zu. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Landwirtschaft werden einige besonders benachteiligte Flächen im Donaumoos bereits nicht mehr bewirtschaftet und dürften künftig einer fortschreitenden Verbuschung unterliegen. Durch diese Ereignisse geht nicht nur die Speicherfunktion des Torfkörpers sondern insbesondere auch wertvolle Wiesen- und Feuchtfläche und damit Lebensraum für seltene und landschaftstypische Tier- und Pflanzenarten verloren.
Die künftige landschaftliche Gestaltung bzw. die landwirtschaftliche Nutzung des Donaumooses wird den Hochwasser- und Torfkörperschutz sowie den Arten- und Biotopschutz verstärkt berücksichtigen und zugleich dabei den 15.000 Bewohnern eine nachhaltige Entwicklungsperspektive sichern. Grundlage dieser Neuausrichtung ist das Entwicklungskonzept „Donaumoos 2000 - 2030“ für dessen Erarbeitung und Umsetzung der 1991 gegründete Donaumoos-Zweckverband maßgebliche Verantwortung trägt.
Der Torfschwund und die damit verbundenen Probleme (Überflutungsgefahr, Verschlechterung der landwirtschaftlichen Nutzbarkeit, Verlust von Lebensraum, verringertes Grundwasserspeichervolumen, Emission klimarelevanter Gase) können verringert werden, wenn es gelingt den Grünlandanteil, wie im Entwicklungskonzept angestrebt, von derzeit 30% auf über 50% bis zum Jahre 2030 zu erhöhen und gleichzeitig die kostengünstige Offenhaltung dieser Flächen zu gewährleisten. Die nachhaltige Nutzungsmöglichkeit des Grünlandes bzw. eine ökonomische Verwertung des Grüngutes sind damit Grundvoraussetzungen für die künftige Gestaltung der Landschaft. Mit dem Wisentprojekt wird dabei eine neue Form der Landnutzung wie auch der Landschaftspflege erprobt. In einem ganzheitlichen Ansatz wird dabei erprüft, ob mit dem Wisent als Leittier eine nachhaltige Wertschöpfung unter geänderten Rahmenbedingungen möglich ist.
(Dr. Johannes Riedl, 2005)